Britische Kanalinseln im Krieg – und Antons Geschichte. Kleine Einführung und literarische Lesung

31. Oktober 2024 19:00

Kaltërina Latifi

Im Juli 1940 gelang es Hitlers Wehrmacht die britischen Kanalinseln Jersey, Guernsey, Sark und Alderney zu okkupieren. Für das NS-Regime ein enormer Propagandacoup: endlich britischen Boden besetzt zu haben! Einigen Insulanern war vorab die Flucht aufs englische Festland gelungen, doch die Mehrheit der Anwohner blieb und musste sich einer gefährlichen Herausforderung stellen: Was würde nun geschehen? Latifi gibt uns einen Überblick über diese fünf Okkupationsjahre: Wie alles anfing und wie es im Mai 1945 endete, wer mit wem kooperierte oder sogar kollaborierte und denunzierte, wer sich dagegen querstellte und Widerstand zu leisten wagte. Dabei stehen vor allem die zwei französischen Künstlerinnen Lucie Schwob und Suzanne Malherbe im Zentrum, die 1937 auf Jersey ausgewandert waren und nun im stillen Kämmerchen Flugblätter verfassten, mit denen sie die Moral der deutschen Soldaten zu unterminieren versuchten.
Beide Frauen spielen auch in Latifis neuem Roman mit dem Arbeitstitel Antons Stein eine entscheidende Rolle. Der Roman handelt von Anton, einem älteren Herren, der kurz nach Kriegsende als kleiner Junge gemeinsam mit seiner Mutter von England auf die Insel Jersey auswanderte. Dass die jüdische, ursprünglich aus Heidelberg stammende Mutter unbedingt auf die Insel wollte, konnte Anton nie begreifen. Was zog sie auf die Insel? Kannte sie dort jemanden? Er blickt zurück auf sein Leben und stellt sich immer wieder die Frage: was es mit dieser Insel auf sich hatte. Bis er sich auf einmal daran erinnert, wie er mit seiner Mutter diese zwei old ladies in ihrem Cottage unten am Strand von St Brelade besuchte – die zwei alten Damen waren Lucie und Suzanne. Und wie aus dem Nichts erscheint die Geschichte seiner Mutter in einem ganz neuen Licht …
Latifi wird Auszüge aus ihrem entstehenden Roman lesen.

Kaltërina Latifi ist eine Schweizer Publizistin und Literaturwissenschaftlerin. Nach ihrer Promotion an der Universität Heidelberg war sie von 2016 bis 2024 am Centre for Anglo-German Cultural Relations der Queen Mary University of London als Research Fellow tätig. 2023 habilitierte sie mit einer Arbeit zur Fragmentästhetik an der Universität Göttingen, wo sie seither eine Privatdozentur für Neure deutsche Literatur innehat. Latifi ist seit 2021 zudem Kolumnistin der Schweizer Wochenzeitschrift Das Magazin. 2022 erschien ihr erstes literarisches Werk Tungjatjeta. Prosaszenen einer Jugend im Löcker Verlag Wien. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Jakob Brüssermann übersetzte Latifi das von John Nettles verfasste Buch Jewels and Jackboots. Hitler’s Channel Islands ins Deutsche – eine Darlegung der Okkupation der britischen Kanalinseln durch die deutsche Wehrmacht zwischen 1940-45. Die Übersetzung erschien 2015 unter dem Titel: Hitlers Inselwahn (Osburg-Verlag, Hamburg).

(In Ausnahme zur Regel in deutscher Sprache – Q&A:bilingual)

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