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“London 1938”: Eine Ausstellung in Berlin erinnert an eine Ausstellung in London

Von Rupert Graf Strachwitz

Im Sommer 1938 fand in London ein bemerkenswertes kulturpolitisches Ereignis statt: die Ausstellung Twentieth Century German Art. Auf private Initiative wurden mehr als 300 Werke von Künstlern ausgestellt, die mit wenigen Ausnahmen von den Nationalsozialisten als ‚Entartete Kunst‘ angeprangert worden waren. Die Ausstellung mußte mehrfach verlängert werden, weil der Andrang des Publikums nicht abriß.
An diese wichtige Unternehmung, die damaligen Leihgeber, die Begleitumstände und die damaligen Reaktionen in England und im „offiziellen“ Deutschland ebenso wie bei verschiedenen Künstlern erinnert 80 Jahre später eine kleine, aber vorzüglich gemachte Ausstellung in der Berliner Liebermann-Villa am Wannsee, die in etwas anderer Form zuvor auch in London gezeigt worden war. Der Untertitel „Mit Kandinsky, Liebermann und Nolde gegen Hitler“ machte deutlich, um was es ging, wobei Emil Noldes sehr zwiespältige Rolle nicht verschwiegen wurde. Zahlreiche öffentliche und private Sammlungen weltweit hatten Meisterwerke nach Berlin ausgeliehen. Dank guter Erläuterungen und, wenn man wollte, mit Hilfe eines gediegenen Katalogs konnte man einen außerordentlich guten Einblick gewinnen. Die Ausstellung wurde von Lucy Wasensteiner kuratiert, die in ihrer Dissertation das Londoner Projekt erforscht und viel bisher nicht bekanntes zu Tage gefördert hatte. Man darf daher auf ihre in Vorbereitung befindliche Veröffentlichung ‚The Twentieth Century German Art Exhibition. Answering Degenerate Art in 1930s London‘ gespannt sein. Der Liebermann Gesellschaft, Berlin, gebührt herzlicher Dank für die Realisierung dieses wichtigen Kulturprojekts.

Die Ausstellung ist in Berlin vom 7. Oktober 2018 bis 14. Januar 2019 zu sehen. Die Deutsch-Britische Gesellschaft Berlin organisierte für ihre Mitglieder eine Sonderführung.
https://www.liebermann-villa.de/